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leer Weil ich ein Mädchen bin


Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
***** ***** *** - **** **** *** ***** 89%
 

 
Straigt is great! So lautet das Motto von True Directions, einem Umerziehungscamp für homosexuelle Minderjährige, wo Megan (Natasha Lyonne) und Graham (Clea DuVall) ihre Liebe füreinander entdecken. Hinreißend übertriebene Satire und Dekonstruktion von Geschlechterrollen.

But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin
Wann ist ein Mädchen ein richtiges Mädchen?


Die naiv-fröhliche Cheerleaderin Megan Bloomfield (Natasha Lyonne) fühlt sich wie ein Vorzeigeteenager, doch ihr gesamtes Umfeld, Eltern wie Freunde, sehen überall auffallende Anzeichen dafür, dass Megan homosexuell ist: Sie ist Vegetarierin, hat Poster von Melissa Etheridge in ihrem Zimmer hängen und sie mag es nicht, wenn ihr Freund sie küsst. Jedem ist sofort klar, dass Megan Hilfe braucht und im Umerziehungslager True Directions ihre latente Heterosexualität entdecken muss – nur ihr selbst nicht.

Megan wird von ihren Eltern in die Obhut der strengen True-Directions-Gründerin Mary J. Brown (Cathy Moriarty) gegeben, die diese Institution offensichtlich vor allem für ihren latent homosexuellen Sohn Rock (Eddie Cibrian) ins Leben gerufen hat. Neben Mary übernimmt der ehemalige Schwule und TD-Absolvent Mike (RuPaul Charles) die Erziehung der Jungs, doch Mike zeigt selbst eine Schwäche für Rock.

But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin
True-Directions-Leiterin Mary (Cathy Moriarty) übernimmt die Regie über die Simulation.

Im lollifarbenen Haus von True Directions trifft Megan auf eine überschaubare, bunt gemischte Gruppe von Teenagern, die alle wie Megan auf den richtigen Weg gebracht werden sollen durch das Eingeständnis und die Ursachenfindung ihrer fehlgeleiteten Homosexualität. Dazu werden gruppendynamischer Zwang, eindeutige Geschlechterrollen und Simulation eines heteronormierten Lebens benutzt. Allen sitzen die Eltern im Nacken, die eine erfolgreiche Umerziehung wünschen.

Je weiter die Jugendlichen im 5-Stufen-Programm vorankommen, desto mehr freundet sich Megan mit der zynischen Außenseiterin Graham Eaton (Clea DuVall) an und desto offensichtlicher werden die Fassaden, die nicht nur die Teenager, sondern auch die Erzieher aufgebaut haben. Um den Heteroanwärtern all ihre Möglichkeiten aufzuzeigen, nimmt ein ex-ex-schwules Aktivistenpaar die Gruppe mit auf einen nächtlichen Ausflug in einen schwulen Club, bei dem Megan und Graham trotz aller Umerziehung ihre Liebe füreinander entdecken.

But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin
Megan (Natasha Lyonne) und Graham (Clea DuVall) verstehen sich besser, als sie sollten.


"But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin“ ist eine leichtfüßige, überzogen schrille sowie feinfühlige Komödie, die die vermeintliche Krankhaftigkeit von Homosexualität persifliert. Mit den teils nötigen, stereotyp überzeichneten, aber hinreißend camp (d.h. übertrieben) gespielten Charakteren, überzeugt der Film mit pointierter Kritik und bissigem Humor, die in den richtigen Augenblicken für sinnlichere und ernstere Momente weichen.

In den USA gibt es tatsächlich solche Umerziehungslager, in denen Homosexualität wie Geisteskrankheiten oder Alkoholismus (mit entsprechenden psychischen Ursachen und Therapiemöglichkeiten) behandelt wird – mit fraglichem Erfolg. Ganz im Sinne der Schwulen- und Lesbenbewegung feiert der satirische Film Homosexualität als normale Variante menschlicher Liebe, wobei die männlichen Charaktere in diesem Film kaum über Schemata hinauswachsen.

But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin
Die blaue Kleidung und der Unterricht ändern nicht wirklich viel am Verhalten...

Der Film schafft es durch das Produktionsdesign (z.B. grelle, künstliche Farben und Materialien) und die gebrochene Darstellung, die sozialen Geschlechterrollen in der heteronormativen Gesellschaft als aufgesetzt und konstruiert zu entlarven. Vollkommener Ausdruck von Persiflage ist die Besetzung von Drag-Queen-Superstar RuPaul für die Rolle des ex-schwulen Ausbilders, dessen homosexuelle Neigungen und Habitus mehr als offensichtlich sind unter der aufgesetzten maskulinen Geschlechterrolle.

Ein besonders einprägender Moment ist die zärtliche Begegnung von Megan und Graham zu dem eindringlichen, von Cello dominierten Gänsehautlied „Glass Vase Cello Case“ von Tattle Tale, die einerseits nicht ganz in den knallbunten Film passen mag und doch den emotionalen Kern des Films bildet. Dies ist der wahrhaftigste Ausdruck von emotionaler Ehrlichkeit. Liebe kennt keine Geschlechter, keine gesellschaftlich eingeforderten Rollen. Liebe kennt nur sich selbst, und das weiß dieser Film. Leider spricht der Film vor allem solche Menschen an, die das bereits wissen, und die eigentliche Kritik findet leider nicht dorthin, wo sie hingehört, nämlich zum normalen Heteropublikum.

But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin
Die Simulation wirkt auf die Simulanten eher beängstigend als befreiend.


  • Melanie Lynskey (als Hilary Vandermuller) debütierte neben Kate Winslet in Heavenly Creatures.
  • Natasha Lyonne (als Megan Bloomfield) ist bekannt aus „Hauptsache Beverly Hills“ und American Pie.
  • Kip Pardue (als Clayton Dunn) spielte im Anschluss neben Denzel Washington einen schwulen Footballspieler in „Gegen jede Regel“.
  • Mink Stole (als Megans Mutter Nancy) spielte in sämtlichen Filmen von Regisseur John Waters („Hairspray“ von 1988) mit. Hier findet ihr die Kritik zu Hairspray von 2007.
  • Eddie Cibrian (als Rock Brown) ist bekannt als Feuerwehrmann in der US-Drama-Serie Third Watch.


  • But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin
    Die weltbekannteste Drag-Queen RuPaul in einer der seltenen männlichen Rollen.

    But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin
    Für alle Bilder gilt:
    © by PRO-FUN MEDIA

    But I’m a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin

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    Fakten
    Originaltitel:
    But I’m a Cheerleader
     
    deutscher Kinostart am:
    20.12.2000
     
    Genre:
    Satire / Romantische Komödie
     
    Regie:
    Jamie Babbit
     
    Dieser Film wurde bewertet von:
    Martin(89%)
     
    Texte:
    Martin
     
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