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leer Shameless - Nicht ganz nüchtern


Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Aufmachung Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
**** ***** *** ** **** **** *** ***** 85%
 

 
Weil vor allem ihr Vater (William H. Macy) total verkorkst ist, müssen sechs unterschiedliche Geschwister das harte Leben im südlichen Industriegebiet von Chicago selbst meistern. Bittersüße US-Serie (nach einer britischen Vorlage), die mit heutigen Gesellschaftsproblemen ebenso schonungslos umgeht wie mit den Themen Armut, Sexualität, Drogenkonsum, Rassismus, Obdachlosigkeit, Egoismus, Überlebenswille und Familienzusammengehörigkeit.

Shameless - Nicht ganz nüchtern


Ein normales Leben kommt für Fiona Gallagher (Emmy Rossum) leider nicht mehr in Frage. Bereits seit ihrem neunten Lebensjahr muss sich das älteste Kind von Monica (Chloe Webb) und Frank Gallagher (William H. Macy) um ihre fünf Geschwister kümmern. Während die Brüder Lip (Jeremy Allen White) und Ian (Cameron Monaghan) nur unwesentlich jünger sind als Fiona, sind vor allem Carl (Ethan Cutkosky), Debbie (Emma Kenney) und Liam (Brenden Sims) auf den Zusammenhalt angewiesen, den Fiona täglich zu bieten versucht. Während Mutter Monica nämlich längst über alle Berge ist, sorgt vor allem Vater Frank für ständige Belastung der jungen Gemüter. Der arbeitslose Trinker und Stadtstreicher sieht sich zwar noch immer als Familienoberhaupt und lebt auch noch im recht baufälligen Haus der Gallaghers, doch seine ständigen Eskapaden sorgen nicht selten für seinen Rauswurf, der mit der Zeit sogar dauerhaft wird. Natürlich sieht Frank das nicht ein und wie eine Kakerlake überlebt das heruntergekommene Stehaufmännchen immer wieder alle Widrigkeiten des Lebens. Wie oft Frank dem Tod bereits von der Schippe gesprungen ist, grenzt dabei an ein Wunder.

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Frank Gallagher (William H. Macy) weiß oft nicht, wie der nächste Tag für ihn beginnt...

Bewundernswert ist aber natürlich auch das Durchhaltevermögen der sechs Gallagher-Geschwister, die es aufgrund ihres bedauernswerten Erbmaterials und wegen der geringen Chancen auf ein gesittetes und wohlbehütetes Leben nicht wirklich leicht haben. Zudem hat jedes Kind noch seine ganz eigenen Dämonen. Da wäre z.B. Lips baldige Alkoholsucht, die er wohl von seinem unsäglichen Vater hat oder auch die bipolare Störung des homosexuellen Ians, die sich mit der Zeit medizinisch offenbart und die das drittälteste Kind von seiner kaputten Mutter Monica vererbt bekam. Derweil ist Debbies Problem vor allem, dass sie ihrem Vater trotz dessen Eskapaden irgendwie immer wieder verzeiht, und ihr ständiges Konkurrenzdenken gegenüber ihrer älteren Schwester ist auch nicht sonderlich hilfreich. Carl, das fünftälteste Gallagher-Kind, hat derweil gewisse psychopathische Tendenzen und eine kriminelle Veranlagung, die ihn sogar für eine Weile ins Gefängnis bringt, obwohl er noch ein halbes Kind ist. Der kleine Liam hingegen ist ein ruhiges Kind. Dass der Zwerg afroamerikanisch ist, scheint im Grunde niemanden zu verwirren, schließlich ist Mutter Monica, die nur noch gelegentlich in der Gegend auftaucht, keine Unschuld vom Lande. Derweil muss die bereits erwachsene Fiona sich um alles kümmern, ob Verpflegung, Wäsche, Schulzeiten oder das Haus. Natürlich hat sie selbst auch Wünsche und Vorstellung für ihr Leben, doch verheißungsvolle Beziehungen halten nie lange und Zeit für ihre persönliche Entfaltung bleibt der baldigen Mittzwanzigerin auch nicht wirklich.

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Fiona (Emmy Rossum) hat als ältestes Kind die meiste Verantwortung.

Derweil zieht Vater Frank fast schon stoisch weiter durch die heruntergekommene und durchaus nicht ganz ungefährliche Umfeld der Chicagoer Southside. Fast die komplette Nachbarschaft ist schon nicht mehr gut auf ihn zu sprechen, doch irgendwie schafft Frank es immer wieder, sich durchzuboxen und irgendwo unterzukommen. Ob mit Lug, Betrug oder dummem Gerede - der trinkende, fluchende und hinterhältige Collegeabbrecher und Unvater ist einfach nicht tot zu kriegen. Und während seine Kids versuchen, auch ohne Eltern und sinnvolle Verwandschaft im Leben voranzukommen, findet Fiona Trost bei ihren Freunden, dem benachbarten Pärchen um Barbetreiber Kevin 'Kev' Ball (Steve Howey) und seiner sexy Lebensgefährtin Veronica 'V' Fisher (Shanola Hampton). Das zügellose Paar hat das Herz nämlich immer am rechten Fleck. Selbst die undurchsichtige Russin Svetlana (Isidora Goresther) schafft es so, über kurz oder lang ein Teil der Ball-Fisher-Familie zu werden. Doch natürlich hören die Probleme nie auf. Ob nun der clevere Lip auf einem College sein Glück versucht, der schwule Ian sich in den kaputten Bruder (Noel Fisher) seiner eigentlichen Freundin (Emma Greenwell) verliebt oder ob Debbie ungeplant und doch irgendwie gewollt schwanger wird - ruhig wird es nie in der Southside...

Shameless - Nicht ganz nüchtern
Die beiden Brüder Ian (Cameron Monaghan) und Lip (Jeremy Allen White)
schieben mal wieder Hass auf ihren Alten... und umgekehrt.


Da hat sich der US-Kabelssender Showtime einmal mehr eine diskussionswürdige Serie geschnappt. Ganz nach dem britischen Original, welches von 2004 bis 2013 lief und mit fast den gleichen Charakteren in der englischen Industriestadt Manchester spielte, versetzt man nun die Geschichten der einzelnen Leute ins heutige Chicago. Genauer gesagt in das Industriegebiet der Southside, wo (vor allem in den aktuellsten Staffeln) natürlich immer mehr Yuppies und neureiches Gesocks die Gegend aufzukaufen und zu verbessern versucht. Die Kritik an der amerikanischen Gesellschaft und Innenpolitik wird hier ohnehin von Beginn an laut und öffentlich. Ständig fehlt das Geld, abgesichert ist man eh nie und die Behörden sind mehr Feind als Freund. Das Schulsystem ist untauglich (ein schönes Sinnbild mitten im Lauf der Serie ist da eine Schultoilette zur Pause, wo aufgetackelte Mädels in einer Schlange mit schwangeren Teenagermüttern stehen und wo in manchen Kabinen ungeschützer Sex stattfindet, während auf dem Jungsklo heimlich Waffen oder Drogen an Mitschüler verkauft werden), die Einstellungsquote bei Jobs ist heuchlerisch und das Betteln vor den leeren Geschäften nimmt überhand. Das Leben für die immer weniger existierende Mittelschicht ist halt einfach so, also warum verstellen? Und mittendrin hoppst dann der unsägliche Frank Gallagher rum, der aus alledem stets Profit zu schlagen veersucht, da er ohnehin das Grundproblem der heutigen Gesellschaft längst durchschaut hat - obwohl (oder einfach weil) er selbst Teil davon ist.

Shameless - Nicht ganz nüchtern
Dreiergespann: Kev (rechts, Steve Howey) und seine beiden Frauen
"V" (Shanola Hampton) und Svetlana (links, Isidora Goresther).

All dieser Realismus wird zwar manchmal überspitzt dargestellt, aber so ähnlich funktioniert ja auch Politsatire: Wenn du übertreibst, nimmt man dir die Wahrheit halt nur bedingt übel. Und dann gibt es eben noch all die unterschiedlichen Charaktere und ihre teils echt verrückte Entwicklung, was neben dem verständlichen Drama eben auch für derben Humor zu sorgen weiß. Während dabei die Gewalt optisch oft nur angedeutet wird, ist Nacktheit ein ständiger Begleiter, was die Serie im (vermeintlich) prüden Amerika sicherlich von vielen anderen unterscheidet. Auch die offene Sexualität spricht für "Shameless" und macht den Serientitel umso treffender. Wenn man bedenkt, dass der homosexuelle Ian in Staffel 7 z.B. eine Beziehung zu einem Transgender (Elliot Fletcher) aufbaut, welcher zwar noch eine Vagina hat, diese aber nicht benutzt, sondern lieber zu künstlichen Penissen greift, dann spricht das für sich. Auch die baldige Dreierbeziehung zwischen Kev, V und der schönen (aber undurchsichtigen) Russin tut ihr übriges, zumal bald drei Kinder im Spiel sind, um die sich das Dreierpaar dann gemeinsam kümmert. Auch emotionale Probleme wie Süchte oder psychische Störungen kommen hier natürlich nicht zu kurz. Ob Frank nun eine Beziehung zu einer agoraphobischen Nachbarin (Joan Cusack) beginnt, die ihr Haus nicht verlassen kann, oder einige Zeit später mit einer Obdachlosen (Emily Bergl) herumzieht und mit ihr überall Sex ausübt - der Gallagher-Vater nimmt eben alles, was geht, um irgendwo unterzukommen und vielleicht einmal sorgenfrei leben und trinken zu können.

Shameless - Nicht ganz nüchtern
Stets auf der Suche nach dem schnellen Geld: Frank macht echt alles,
um an Kohle zu kommen. Selbst sein jüngstes Kind muss herhalten.

"Shameless - Nicht ganz nüchtern" lässt also im Grunde kein Tabuthema aus. Kaputte Familien überall, eine kaputte Jugend, Alkohol, Drogen, Rassismus, Schulden, Sex, Gewalt, Pfändungen, Knast, Obdachlosigkeit, zerplatzte Träume, wiederkehrende Hoffnungen, innere und äußere Zerwürfnisse, viel Kampf und Überlebenswille, versuchte Normalität, nötiger Eogismus und ständige Berührungspunkte mit der Vergänglichkeit des Lebens und all das versüßt mit einer Prise Humor direkt ins Gesicht des Zuschauers... was will man mehr?

Shameless - Nicht ganz nüchtern
Trivia: Für seine Darstellung des Frank Gallagher gewann William H. Macy
2017 den Screen Actors Guild Award als bester Darsteller.

Shameless - Nicht ganz nüchtern

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Fakten
Originaltitel:
Shameless
 
Produktionsjahr:
2011 - 0000
 
Genre:
Dramedy / Gesellschaftssatire
 
Laufzeit/Folge:
55 Minuten
 
Diese Serie wurde bewertet von:
Conway(85%)
 
Texte:
Conway
 
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