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leer Gelobt sei Gott


Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
*** - *** - ** - ***** ***** 74%
 

 
Mit „Gelobt sei Gott“ arbeitet Regisseur François Ozon den Missbrauchsskandal von Lyon filmisch auf. Der Preisträger des 69. Silbernen Bären geht hierbei gleichermaßen sensibel mit den Opfern und schonungslos mit der katholischen Kirche um.

Gelobt sei Gott


Alexandre (Melvil Poupaud) erfährt zufällig, dass der Priester, der ihn in seiner Kindheit missbraucht hat, weiterhin aktiv ist und immer noch mit Kindern arbeitet. Er kontaktiert die katholische Kirche, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Es kommt zu einem Treffen zwischen einer bei der Kirche angestellten Psychologin und dem betroffenen Priester.

Dieser erinnert sich an Alexandre und räumt seine Übergriffe umgehend ein. Allerdings entschuldigt er sich nicht bei Alexandre, was ihn dazu veranlasst, Anzeige gegen den Priester zu erheben – obwohl die Taten bereits verjährt sind.

Gelobt sei Gott
Alexandre (Melvil Poupaud) hat ein schwieriges Verhältnis zur katholischen Kirche.

Er versucht weitere Opfer zu finden, bei denen die Taten noch nicht verjährt sind, und trifft auf François Debord (Denis Ménochet). Dieser wurde zwar vom Priester „berührt“, hat aber mit dem Kapitel in seinem Leben abgeschlossen.

Er überschläft die Angelegenheit und beschließt final doch, ebenfalls Anzeige gegen den Priester zu stellen. Allerdings geht ihm das nicht weit genug: da die katholische Kirche bereits von den Übergriffen wusste, aber nichts dagegen getan hatte, möchte er auch diese zur Verantwortung ziehen. Er gründet daraufhin einen Verein, bei dem sich betroffene Opfer melden können.

Unter anderem meldet sich Emmanuel Thomassin (Swann Arlaud), bei dem die Übergriffe des Priesters zu schweren psychischen als auch physischen Folgen führten.

Gelobt sei Gott
Thomassin (Swann Arlaud) leidet noch heute unter dem damaligen Missbrauch.


François Ozon hat hier das Leben dreier Menschen einzeln verfilmt und durch den roten Faden des Missbrauchs miteinander verbunden.

So teilt sich der Film auch in drei Drittel mit unterschiedlichen Qualitäten auf. Das erste Drittel wird von Alexandre dominiert. Als Mitglied der gehobeneren Klasse erwartet seine Familie – insbesondere seine Mutter – dass über die Angelegenheit nicht gesprochen wird, da sie schon Jahre her ist. Ozon zeigt hier den massiven Einfluss der katholischen Kirche auf die konservative Gesellschaft und wie sehr über diese Themen in besagten Kreisen nicht gesprochen werden darf - unabhängig von den Gefühlen und Schmerzen, die die Opfer erleiden mussten. Poupaud spielt diesen Konflikt Kirche-Familie überzeugend und nachvollziehbar.

Sobald jedoch der Teil um Debord den Film übernimmt, verliert dieser etwas an Fahrt und Intensität. Dies liegt zum einen an Ménochet, der seine Rolle weniger überzeugend spielt, als der zuvor stark aufgetretene Poupaud; zum anderen wird sich zu lange an Nebenschauplätzen, wie der Vereinsgründung und deren rechtlicher Grundlage aufgehalten. Dennoch ist auch hier der Konflikt, den Debord mit seiner Familie austrägt, prägend. So wirft sein Bruder Debord vor, er würde sich nur in den Mittelpunkt rücken wollen mit seinem Verein. Auf den Missbrauch selber geht er gar nicht ein.

Gelobt sei Gott
François (links, Denis Ménochet) geht mit seinen Erlebnissen eher offen um.

Zuletzt bleibt der Teil um Emmanuel, der am meisten von den Übergriffen gezeichnet ist. So zeigt Ozon auf, wie sehr Missbrauchsopfer darunter zu leiden haben und wie schwierig es für sie ist, eine normale Beziehung zu führen. Emmanuel hat ebenfalls familiäre Konflikte – hier mit seinem Vater – der, wie schon Alexandres Mutter zuvor, die Angelegenheit einfach auf sich beruhen lassen möchte. Im Gegensatz zur Mutter aber nicht wegen gesellschaftlicher Repressionen, sondern weil er sich nicht mit den Gefühlen seines Sohnes auseinandersetzen will.

Final hätten dem Film hier und da ein paar Kürzungen gut getan, insbesondere die Wiederholungen in Bezug auf den Verein hätte Ozon gerne komprimieren können.

Dass der Film in Frankreich so hohe Wellen geschlagen hat, liegt mit Sicherheit auch daran, dass Ozon die Originalnamen der betroffenen Figuren – insbesondere die der Kirche – benutzt hat; trotz Klagen der Betroffenen (z.B. der Psychologin) die final von den Gerichten auch abgewiesen wurden.

Gelobt sei Gott
Alexandres Sohn Gauthier Guérin (Max Libert) bei der Firmung durch den noch immer aktiven Kardinal Barbarin (François Marthouret).

Ozon zeigt in seinem Film auch auf, wie Priester trotz des Wissens der Kirche vor Folgen ihres Missbrauchs geschützt werden. Prägend ist hier der Satz des Kardinals von Lyon, der in einem Interview (versehentlich?) sagt „Gott sei Dank sind die Missbrauchsvorfälle verjährt“.

Die Fälle von Lyon hatten final zur Folge, dass die Verjährungsfristen für sexuellen Missbrauch von 20 auf 30 Jahre ab Volljährigkeit verlängert wurden.

Hinweis: Da der Film in den Punkten Unterhaltung/Action/Erotik keine Punkte bekommt, wurden die Punkte Anspruch und Eindruck höher gewertet, um trotzdem eine gerechte Punkteverteilung zu erzielen.

Gelobt sei Gott
Alexandre mit seiner Tochter.

Gelobt sei Gott

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Fakten
Originaltitel:
Grâce à Dieu
 
deutscher Kinostart am:
26.09.2019
 
auf DVD/Blu-ray ab:
27.03.2020
 
Genre:
Drama
 
Regie:
Francois Ozon
 
Dieser Film wurde bewertet von:
AL(74%)
 
Texte:
AL
 
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