Cineclub Cineclub Facebook Twitter
Cineclub - Kino und mehr

leer Der Informant



 
Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
**** ** ** ** *** - **** *** 64%
 

 
Mark Whitacre (Matt Damon) liefert seinen eigenen Arbeitgeber wegen illegaler Preisabsprachen ans FBI aus. Doch schon bald werden die FBI-Agenten Opfer seiner Pseudologie. Fast-biografische Rekonstruktion eines Lügenkonstrukts – gewürzt mit ausführlichem Off-Kommentar.

Der Informant (mit Matt Damon)


Mark Whitacre (Matt Damon) kämpft in seinem Job im Agrarkonzern ADM aktuell gegen ein Virus, dass die Lysinproduktion gefährdet. Da kommt ein Erpressungsversuch eines japanischen Wettbewerbers nicht wirklich gelegen. 10 Millionen will der Japaner für eine virusfreie Lysinproduktion. Dass sein Boss Mick Andreas (Tom Papa), der sich zunächst für die Idee erwärmen konnte, das Lösegeld zu bezahlen, plötzlich das FBI informiert, wirft Mark ganz schön aus der Bahn. Und so tut er sich dann auch nicht leicht, als er den Agents Brian Shepard (Scott Bakula) und Bob Herndon (Joel McHale), im Beisein von Mick Andreas von den Anrufen des Erpressers berichten soll. Später, als Brian Marks Privattelefon präpariert, offenbart dieser dem Agenten, dass sein Unternehmen in multinationale, illegale Preisabsprachen verstrickt sei. Da Mark die einzige Quelle des FBIs für diesen Vorwurf ist und ein Verfahren nur mit den geeigneten Beweisen eröffnet werden kann, lässt sich Mark überreden, ein Aufnahmegerät mitzunehmen und dienstliche Gespräche aufzuzeichnen. Schließlich fühlt er sich dabei fast selbst wie ein Geheimagent...

Kaum wird das Verfahren gegen ADM eröffnet, braut sich aber eine Menge Unheil über Mark zusammen. Denn sein ursprünglicher Plan scheint nach hinten los zu gehen, als plötzlich auffliegt, dass er im Unternehmen jahrelang Geld unterschlagen hat. Auch das FBI kann an seinem belasteten Informanten nicht länger festhalten, da ernste Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit aufkommen. Mit jeder weiteren Aussage verstrickt sich Mark schließlich mehr und mehr in einem Lügengerüst, aus dem es nur einen Ausgang zu geben scheint: Den direkten Weg ins Gefängnis.

Der Informant (mit Matt Damon)
Mick Andreas möchte, dass der Firmenanwalt auch Mark Whitacre (l., Matt Damon) vertritt.


Matt Damon mit Schnauzbart, das wirkt auf den ersten Blick ungewohnt, auf den zweiten unpassend und nach zwanzig Minuten kann man sich sicher sein, dass dieser ihm absolut nicht steht – ob das nun zur Rolle passt, oder nicht… Doch dies ist nicht das einzige Manko an der Darstellung des Mark Whitacre in diesem Film: Matt Damons Synchronsprecher tritt permanent als zusätzliche Stimme aus dem Off in Erscheinung, mal als Erzähler, mal hören wir Marks Gedanken, die dann in der Regel gar nichts mit der aktuellen Situation zu tun haben. Hierdurch entwickelt „Der Informant“ sehr schnell einen ganz eigenen Stil, den man entweder sofort toll findet oder fürchterlich nervig.

Obwohl der Hauptteil des Films in den 90er Jahren spielt, wirkt das Büro von ADM seltsam angestaubt und mindestens ein weiteres Jahrzehnt älter. Gleiches trifft wohl auch auf die Abhörtechnik zu, die Motiv des ungewöhnlich umfangreichen Vorspanns ist. Steven Soderbergh, der diesen Stoff nach authentischer Vorlage auf die Leinwand gebracht hat, bleibt allerdings in einer anderen Hinsicht, dem von ihm bekannten Stil treu: In zahllosen kleinen Zwischenszenen werden jeweils Hinweise eingestreut, die erst im Nachhinein zu Puzzlestücken in einem Gesamtzusammenhang werden. So kann man im letzten Filmdrittel schließlich nachvollziehen, wie sich das Lügenkonstrukt, in dem sich Mark Whitacre letztendlich verstrickt hat, nach und nach aufgebaut hat. Ganz im Stile der Oceans-Filme gibt es dann ganz zum Schluss auch noch einen Hinweis auf weitere versteckte Millionen – aber natürlich ohne Gewähr, schließlich sind die Dialoge dieses ansonsten wahren Stoffes frei erfunden, Ätsch!!

Der Informant (mit Matt Damon)
Die FBI-Agenten Brian Shepard (Scott Bakula) und
Bob Herndon (Joel McHale) halten stets Kontakt zu Mark.

Trotz des relativ hohen Erzähltempos, das hier und da die Geschehnisse von Jahren und Monaten übergeht, bleibt das Spannungsniveau dieses Filmes insgesamt zu niedrig. In etwas mehr als anderthalb Stunden darf der Zuschauer miterleben, wie sich Mark vom angesehenen leitenden Angestellten zum FBI-Informanten und gefühlten Geheimagenten entwickelt, aus dem erst ein Medienstar und schließlich ein verfolgter Verbrecher wird… Obwohl der Stoff deutliches Potential hat und einzelne Szenen mit gekonntem Humor umgesetzt wurden, zündet der Funke schlussendlich nicht richtig. Zuviel hängt von Matt Damons Darstellung ab und diese ist streckenweise intensiv, an anderen Stellen scheint der Charakter aber auffallend blass, weil bis zum Schluss ein gewisses Fragezeichen über den wahren Motiven steht und der ursprünglich sympathische Mark mit jeder zugegebenen unterschlagenen Million an Farbe verliert.

Der Informant (mit Matt Damon)
Beinahe fliegt Mark wegen eines defekten Ausnahmegeräts auf.

Steven Soderbergh hat ganz offensichtlich den Versuch unternommen, den Stoff eines Wirtschaftskrimis auf die Erfolgsspur seiner Oceans-Filme zu biegen. Ein Versuch, der zu einer recht ansehnlichen Krimikomödie geführt hat, die jedoch den dramatisch-tragischen Kern in der Persönlichkeit Mark Whitacres auf halber Strecke zwischen Off-Kommentaren über gestreifte Krawatten verloren hat.


  • Mark Whitacre wird im Film dargestellt als eine Person, die unter Pseudologia phantastica leidet, einer Form der Pseudologie, des krankhaften Verlangens zu Lügen, bei der eine tragische Verkettung von einander bedingenden Übertreibungen und Erfindungen entstehen kann.
  • In der Wikipedia findet ihr Informationen zum Thema Lysin.
  • Die Details der Untersuchung wegen illegaler Preisabsprachen im Lysinmarkt gegen Archer Daniels Midland (ADM) findet ihr in der englischen Wikipedia - ebenso wie die Seite über Mark E. Whitacre.

Der Informant (mit Matt Damon)
Matt Damon mit Bart ist wahrlich Geschmackssache...

Der Informant (mit Matt Damon)

Jetzt der informant (sofern schon verfügbar) auf DVD übers Internet ausleihen
oder die DVD bei momox.de verkaufen.


 

 

Fakten
Originaltitel:
The Informant
 
deutscher Kinostart am:
05.11.2009
 
Genre:
Krimikomödie
 
Regie:
Steven Soderbergh
 
Länge:
ca. 108 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 12 freigegeben
mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt
 
Kinoverleih:
Warner
 
Dieser Film wurde bewertet von:
RS(64%)
 
Texte:
RS
 
Diesen Film bewerten!


 


Synchronsprecher

SchauspielerSynchronsprecher
Matt DamonSimon Jäger
Tom PapaPeter Flechtner
Melanie LynskeyManja Doering

» Alle Synchronsprecher anzeigen


TV-Termine

DatumUhrzeitSender
15.09.2012 20:15 Pro 7
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
» Alle TV-Termine anzeigen


Streaming-Angebote

Powered by JustWatch


Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Newsletter: So wird keine neue Kritik verpasst!

[Film bewerten] - [Synchronsprecher]

zurück zum Filmarchiv
zurück zur Wertungsübersicht
zurück zur Cineclub-Homepage

© 2024 Cineclub, Bochum für alle Texte, die Rechte an den Bildern liegen beim jeweiligen Filmverleih.