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leer Burn the Bridges



 
Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
**** *** **** ** *** *** *** **** 74%
 

 
Während Helena (Irene Azuela) sich rund um die Uhr um die sterbenskranke Mutter (Claudette Maillé) kümmert, bricht Sebastián (Ángel Onésimo Nevares) aus dem Alltag aus und folgt dem mürrischen Neuling Juan (Bernardo Benitez). Interessantes mexikanisches Drama.

Burn the Bridges (Quemar las naves)
Die Geschwister Sebastián (Ángel Onésimo Nevares)
und Helena (Irene Azuela) sind eng miteinander verbunden.


Das Geschwisterpaar Sebastián (Ángel Onésimo Nevares) und Helena (Irene Azuela) führt recht unterschiedliche Leben unter demselben Dach: Helena hält sich fast rund um die Uhr in dem weitläufigen und einst prachtvollen Stadthaus auf und kümmert sich um die schwerkranke Mutter Eugenia (Claudette Maillé), die früher eine erfolgreiche Sängerin war. Darum träumt Helena umso sehnsüchtiger von fernen Reisezielen.

Sebastián hingegen geht auf eine örtliche Klosterschule, malt in seiner Freizeit und hat kaum Pflichten, weil ihn alle wie einen Unmündigen behandeln: die Haushälterin Chayo (Aida López), seine herrische Schwester ohnehin, die ihn an sich bindet, und indirekt auch Efraín (Juan Carlos Barreto), der Helenas Arzt ist und noch immer romantische Gefühle für sie hegt.

Burn the Bridges (Quemar las naves)
Efraíns Sohn Ismael (Ramón Valdes, Mitte) beschützt Sebastián.

Efraín lässt Sebastián durch seinen Sohn Ismael (Ramón Valdes) beschützen und beobachten. Dieser geht in Sebastiáns Klasse und wird nach der Schule ständig von drei Bodyguards begleitet. Ismael verteidigt Sebastián im rauen Umfeld der Schule vor Juan (Bernardo Benitez), der neu in der Stadt ist und von dem Ismael erzählt, seine Mutter sei eine Prostituierte.

Sebastián gibt nicht viel auf das Gerede und fühlt sich von Juans grobem Auftreten weniger eingeschüchtert als fasziniert. Er folgt Juan und freundet sich mit ihm an, was das ohnehin labile Alltagsgleichgewicht stört: Helena, die sich aus Pflichtgefühl selbst ans Haus fesselt, fühlt sich vernachlässigt und beneidet Sebastián dafür, dass er dem Haus immer häufiger fern bleibt, während es der Mutter schlechter geht.

Burn the Bridges (Quemar las naves)
Sebastián folgt Juan (Bernardo Benitez) ins Kloster, wo Schüler keinen Zutritt haben.


"Burn the Bridges" ist voll geladen mit bekannten Themen und die Zusammenfassung liest sich zugegebenermaßen ziemlich unspektakulär. Die Selbstaufgabe beim Pflegen bedürftiger Eltern, die Probleme für einen Schulneuling oder das heimliche Entdecken homoerotischer Neigungen sind gewiss nicht neu und stellen viele Klischeefallen dar.

Doch der Debütfilm von Regisseur und Koautor Franco, der bereits am Theater wichtige Erfahrungen sammelte, hat das Geschick, die Klippen dieser Klischees zu umsegeln. In der unprätentiösen, temperamentvollen und bodenständig realistischen Darstellung von Unsicherheit, Eifersucht und Verlangen findet der Film eine große Stärke. Einige Wendungen und die Unaufgelöstheit mancher Belange fordern den Zuschauer auf angenehme Weise heraus.

Burn the Bridges (Quemar las naves)
Helena und Ismael machen sich Sorgen um Sebastián,
der häufiger von Zuhause fort bleibt.

So gut wie alle Charaktere sind hier in ihrer beschränkten Welt gefangen: Eugenia ist ans Bett gefesselt, Helena an ihre Mutter und das Haus, Sebastián in Unselbständigkeit, Efraín im goldenen Käfig des Reichtums seiner Eltern, Juan in den Vorurteilen der neuen Mitschüler und die unterrichtende Nonne begehrt trotz ihres Gelübdes den Hausmeister. Alle sind sich ihrer Beschränkungen bewusst und sehnen sich Veränderung herbei. Vor Juans Eintreffen verläuft das Leben des Geschwisterpaars in geregelten, obgleich unbefriedigenden Bahnen, denn die Unsicherheiten der Zukunft führen zu Spannungen.

Juan hat durch seine Ungehorsamkeit eine revolutionäre Sogwirkung: Sebastián löst sich aus der unterdrückenden geschwisterlichen Beziehung. Dies löst auch in Helena und den anderen Beteiligten Verwirrung und darum heftige Reaktionen hervor. Der Tod Eugenias bringt das fragile Kartenhaus des sowieso fast dysfunktionalen Alltags vollends zum Einsturz. Fast alle müssen ihre Positionen neu bewerten und wichtige Entscheidungen treffen, was ihnen wichtig ist und wie ihr Leben weitergehen soll.

Burn the Bridges (Quemar las naves)
Sebastián kennt das Meer nicht und will mit Juan dorthin gehen.

Häufig wird in Bezug auf "Burn the Bridges" von Inzest gesprochen, doch zählt ein verwirrter Kuss bereits dazu? Überhaupt beinhaltet der Film nur milde Darstellungen von Sexualität. Emotional geht es allerdings heißer her. Weil der Film aus Mexiko stammt, bekommt der deutsche Zuschauer eine belustigende Darbietung südländischen überschäumenden Temperaments zu sehen. Es wird heftig gezickt, gestritten, geohrfeigt.

Obwohl Sebastián mehr oder weniger die Hauptfigur ist, sticht doch Helena-Darstellerin Irene Azuela außergewöhnlich hervor. Während Nevares in der Rolle des unsicheren Teenagers überzeugt, geht er dennoch neben seiner Filmschwester unter. Denn nicht nur dominiert Helena Sebastián, sondern auch Azuela die Leinwand. Ihre Darbietung der streitbaren, unzufriedenen Jugendlichen ist mesmerisierend.

Burn the Bridges (Quemar las naves)


  • "Burn The Bridges" gewann 2008 den Goldenen Ariel für die beste Darstellerin (Irene Azuela) und den Silbernen Ariel für die beste Originalmusik (Alejandro Giacomán, Joselo Rangel), den Zuschauerpreis beim Torino Film Fest, sowie mehrere andere Preise.
  • Der spanische Titel müsste wörtlich übersetzt eigentlich "Burn the ships" lauten, also "die Schiffe abbrennen", und nicht wie der internationale englische Titel "die Brücken abbrennen".

Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA

Burn the Bridges (Quemar las naves)

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Fakten
Originaltitel:
Quemar las naves
 
ohne Kinostart in:
12.06.2009
 
Genre:
Jugenddrama
 
Regie:
Francisco Franco
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(74%)
 
Texte:
Martin
 
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