Air - Der große Wurf

 
Wie konnte Nike vom abgeschlagenen Dritten in der Liga der Basketballschuhhersteller quasi über Nacht auf den Tron klettern. Dank Michael Jordan und des Spieler-Scouts Sonny Vaccaro (Matt Damon), der an ihn glaubte. Sehr amerikanisch und routiniert inszenierte Biografie mit dem Traum-Duo Hollywoods, Damon und Affleck – und einer toll aufspielenden Viola Davis als Michael Jordans Mutter.

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Sonny (Matt Damon) ist ein Spieler. Er liebt den Basketball und er liebt Vegas und vor allem liebt er es, Risiken einzugehen. So auch in diesem Fall, als er in die Basketball-Abteilung von Rob Strasser (Jason Bateman) kommt und mit ansehen muss, wie dort der Budgetzwang dazu führt, dass man statt zweitklassiger Basketballspieler nur noch Amateurspieler für die eigene Marke gewinnen kann. Sein Freund und Mitgründer von Nike Phil Knight (Ben Affleck) glaubt an ihn, auch wenn er aus allen Wolken fällt, als Sonny ihm erzählt, bei ausgerechnet welchem Spieler er ein tolles Gefühl hat: Bei Michael Jordan. Auch dessen Agent David Falk (Chris Messina) lässt Sonny zunächst abblitzen, schließlich verhandelt sein Star schon mit den Platzhirschen der Branche.

Da fasst Sonny all seinen Mut zusammen und setzt seine gesamte Karriere aufs Spiel. Er kontaktiert Michael Jordans Mutter (Viola Davis) und bittet um eine faire Chance. Damit setzt er eine unaufhaltsame Kettenreaktion in Gang. Nun gibt es nur noch die Flucht nach Vorn. Dieser plötzliche Aktionismus weckt auch beim Schuhdesigner Peter Moore (Matthew Maher) neue Frühlingsgefühle. So entsteht der erste „Air Jordan“ Prototyp.

Klar, man weiß von Anfang an, wie diese Geschichte endet. Deshalb kommt es vor allem darauf an, wie Ben Affleck sie erzählt und wie die Darsteller ihre Charaktere mit Leben füllen. Vor allem Matt Damon und Jason Bateman ist dies erwartungsgemäß sehr gut gelungen. Die positive Überraschung des Films ist aber sicherlich Viola Davis in der Rolle von Deloris Jordan, deren Darbietung in der deutschen Synchronisation von Martina Treger wunderbar verstärkt wird. Auch Stefan Krause, der dem Schuhdesigner Peter seine Stimme leiht, weiß zu gefallen – ansonsten ist die Synchro an vielen Stellen jedoch ziemlich eigenwillig.

Offenbar wollte Ben Affleck krampfhaft den 80er Jahre Zeitgeist einfangen und entschied sich dafür, hin und wieder Collagen bekannter TV-Serien und von Fernsehauftritten oder Spielmitschnitten von Michael Jordan einzufügen. Dieses Stilmittel wirkt etwas eigenwillig angesichts der Tatsache, dass Damian Delano Young, der Michael Jordan dargestellt hat, immer verdeckt oder von hinten gezeigt wird. Auch die mit Schreibmaschine geschriebenen Firmenregeln von Nike, die in gewisser Weise den Film zu strukturieren scheinen, wirken irgendwie befremdlich...

Sonny lebt den klassischen amerikanischen Traum: Man hat eigentlich keine Chance, aber man nutzt sie. Hierdurch erhält der Film einen Wohlfühlfaktor, so dass er ein zufrieden gestimmtes Publikum hinterlässt. Dass die Sache so glatt läuft und insgesamt wenig Potential hat zu scheitern, wird durch die ordentlich vermittelte Angst vor eben diesem Scheitern ausgeglichen, wobei Ben Affleck es sich nicht nehmen ließ, als Phil Knight eben selbst für diesen Faktor zu sorgen, der dazu geführt hat, dass sein Film diesen Balance-Akt meistern konnte. Für „Air – Der große Wurf“ muss man kein Fan von Sportfilmen sein, aber Matt Damon und Ben Affleck sollte man mögen.

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Fakten
Originaltitel: Air   deutscher Kinostart am: 06.04.2023   Genre: Drama / Sport / Biografie   Regie: Ben Affleck   Länge: ca. 110 Minuten   FSK der Kinofassung: ab 6 freigegeben   Kinoverleih: Warner   Dieser Film wurde bewertet von: RS(68%)   Texte: RS   Diesen Film bewerten!